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Rehabilitation

Was ist Rehabilitation bei MS?

Grundsätzlich soll Rehabilitation einen Menschen nach einer akuten oder im Verlauf einer chronischen Erkrankung in die Lage versetzen, seinen angestammten Platz in Familie, Beruf und sozialem Leben wieder einzunehmen.

Rehabilitation umfasst ein Paket intensiver, individuell zugeschnittener medizinischer Behandlungen, beruflicher und sozialer Maßnahmen.

Rehabilitation bei MS kann sowohl nach einem Schub, wenn sich Symptome nicht ausreichend zurückbilden, als auch im chronischen Verlauf, wenn sich körperliche Funktionen trotz ambulanter Therapien konstant verschlechtern, angezeigt sein.
Zu den Behandlungsmaßnahmen bei MS zählen vorrangig Physiotherapie (Krankengymnastik), Ergotherapie, Trainings- und Bewegungstherapie, Logopädie (Sprech- und Sprachtherapie, Schlucktherapie), neurokognitive Therapie, psychologische Therapie und physikalische Therapie.

Rehabilitation bietet MS-Patienten eine gute Chance, mit der Erkrankung besser als zuvor zurechtzukommen. Dies setzt allerdings die Motivation, die Mitarbeit und das Verständnis des Patienten für die Behandlungen voraus. Die positiven Effekte einer Rehabilitation halten bei MS 6 bis 9 Monate an. Deshalb sollte eine 4- bis 6-wöchige Rehabilitation möglichst jährlich wiederholt werden.

Ziele der Rehabilitation

  • Erhalt oder Verbesserung der funktionellen Leistungsfähigkeit.
  • Förderung der Selbstständigkeit und persönlichen Bewegungsfreiheit.
  • Erhalt oder Verbesserung der Einbindung in Familie, soziales Umfeld und Beruf.
  • Vorbeugung oder Behandlung möglicher Folgeschäden von bestehenden Symptomen (zum Beispiel Gelenk- und Bandscheibenschäden, chronische Blaseninfekte).
  • Verringerung von Pflegebedürftigkeit und Umfang der erforderlichen Betreuung.
Funktionstraining für Multiple Sklerose-Erkrankte

Funktionstraining ist ein Training in der Gruppe mit bewegungstherapeutischen Übungen, das regelmäßig unter fachkundiger Leitung – beispielsweise durch einen Physio- oder Ergotherapeuten – stattfindet. Dabei wird zwischen Trockengymnastik (Bewegung im Raum) und Wassergymnastik unterschieden. So lautet die Definition von Funktionstraining, die die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) aufgestellt hat.

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Physiotherapie

Physiotherapie spielt eine tragende Rolle, um die körperliche Leistungsfähigkeit zu erhalten oder zu verbessern.

Die Behandlung fördert Kraft und Koordination, Stand- und Gang- und Handfunktionen. Sie mindert Spastik und Schmerzen, verbessert Gleichgewicht und Bewegungsabläufe und erhöht so die Belastbarkeit im Alltag. Beckenbodengymnastik kann zur Regulierung von Blasenstörungen beitragen.

Grundlage der Behandlungen sind dabei anerkannte Techniken, zum Beispiel nach Bobath, Vojta und Brunkow oder die propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation (PNF) nach Kabat. Daneben kommen Geräte zum Einsatz, mit denen einzelne Funktionsstörungen gezielt behandelt werden. Dazu gehören zum Beispiel Laufbänder mit körperentlastendem Bauchgurt und motorgetriebene Fahrräder.

Anwendungsgebiete:

Spastik, Gelenk-, Muskel- und Wirbelsäulenschmerzen, Blasenstörungen, Darmstörungen, Ataxie, Tremor.

Hippotherapie

Hippotherapie ist eine physiotherapeutische Behandlung auf neurophysiologischer Basis mit und auf dem Pferd.

Der Patient sitzt in der Gangart Schritt auf dem Pferd. Die dreidimensionalen Bewegungen des Tieres übertragen sich auf den Patienten und lösen Impulse aus, die die Haltung und das Gleichgewicht trainieren sowie die Muskelspannung regulieren.

Anwendungsgebiete:

Gleichgewichtsstörungen, Spastik.

Ergotherapie

Ergotherapie trainiert zielgerichtet, individuell und symptomorientiert die Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL = Activity of Daily Living): Waschen, Ankleiden, Toilettengänge, Essen und Trinken, Schreiben, Arbeiten im Haushalt.

Der Patient lernt, krankhafte Haltungs- und Bewegungsmuster abzubauen und sich wieder normal zu bewegen. Er übt, falls erforderlich, den Umgang mit Hilfsmitteln, die den Alltag erleichtern. Solche Hilfsmittel können in der Ergotherapie verordnet und individuell angepasst werden.

Sofern möglich, soll die Ergotherapie auch zur Wiedererlangung beziehungsweise zum Erhalt der beruflichen Leistungsfähigkeit beitragen. Zum Therapie-Spektrum gehört deshalb auch das Arbeitsplatztraining (ergonomisches Arbeiten, Beratung über die Anpassung des Arbeitsplatzes).

Anwendungsgebiete:

Ataxie, Tremor, kognitive Störungen.

Trainings- und Bewegungstherapie

Die Verbesserung von Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit ist das Ziel der Trainings- und Bewegungstherapie.

Zum Spektrum gehören zum Beispiel Ergometertraining, Wandern, Nordic Walking, Schwimmen und Bogenschießen. Vor allem Fatigue kann durch regelmäßiges körperliches Training verringert werden. Darüber hinaus stärken Trainingserfolge das Selbstwertgefühl.

Grundsätzlich beugt die Trainings- und Bewegungstherapie Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.

Anwendungsgebiete

Fatigue, Darmstörungen

Neurokognitive Therapie

Eingeschränkte Gedächtnis-, Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Wahrnehmungsstörungen werden im Rahmen einer neurokognitiven Therapie behandelt.

Eine genaue Diagnose und Analyse der kognitiven Probleme bildet die Basis, auf der eine individuelle gezielte computer-gestützte Therapie eingeleitet wird.

Anwendungsgebiete:

kognitive Störungen

Physikalische Therapie

Unter dem Begriff physikalische Therapie werden verschiedene Behandlungen zusammengefasst.

Gemeinsames Ziel ist es, Schmerzen zu verringern und die Muskelspannung zu regulieren. Dazu werden bei MS klassische Massagen, Lymphdrainage, Elektrotherapie, Ultraschalltherapie, Hydrotherapie (2- und 4-Zellen-Bad, Stangerbad) sowie Unterwassermassage eingesetzt.

Anwendungsgebiete:

Schmerzen, Spastik.

Logopädie

Sprech- und Schluckstörungen (sowie die bei MS seltenen Sprachstörungen) werden im Rahmen der Logopädie mit wissenschaftlich fundierten Methoden behandelt. Dies geschieht in der Regel in Einzeltherapie.

Zusammen mit Sprechtherapeuten wird eine bessere Wahrnehmung von Bewegungsvorgängen beim Sprechen, ein langsames Sprechtempo sowie eine bessere Kontrolle und Steuerung des Stimmtons geübt. Reicht dieses Training nicht aus, können technische Hilfen versucht werden: zum Beispiel ein Metronom zur Vorgabe des Sprechtempos oder ein Sprachverzögerer, der zeitversetzt die eigene Sprache wiedergibt und ebenfalls zum kontrollierten Sprechen anhält. Ist Sprechen überhaupt nicht mehr möglich, wird in der Logopädie die Kommunikation mittels Buchstabentafeln oder Computern mit Sprachausgabe intensiv trainiert.

In der Schlucktherapie werden Bewegungen der Rachen- und Kehlkopfmuskeln geübt und eine optimale Kopf- und Körperhaltung ebenso trainiert wie langsames bewusstes Essen.

Anwendungsgebiete:

Sprech-, Schluck- und Sprachstörungen.

Psychologische Therapie

Die psychologische Behandlung zielt vor allem darauf ab, gemeinsam mit dem Betroffenen schrittweise einen Weg zu finden, der eine Brücke zwischen den durch MS verursachten Schwierigkeiten auf der einen Seite sowie den persönlichen Lebenszielen auf der anderen Seite schlagen kann. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Entwicklung einer realistischen Lebensperspektive.

Oberstes Ziel ist es, die Wiedereingliederung in das Erwerbsleben vorzubereiten beziehungsweise einen möglichst langfristigen Verbleib im Arbeitsprozess zu gewährleisten. Zudem soll einem sozialen Rückzug wirksam vorgebeugt werden.
Voraussetzung dafür ist eine umfassende neuropsychologische Diagnostik und Analyse der kognitiven Probleme und psychischen Ausgangsbedingungen des Patienten. Darauf basierend wird ein ganzheitlicher, ressourcenorientierter Behandlungsansatz auf verhaltenstherapeutischer Grundlage verfolgt.

In der Psychotherapie werden gemeinsam mit dem Patienten Schwierigkeiten im kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich herausgearbeitet und gleichzeitig persönliche Stärken und Ressourcen intensiv gestützt. Der Patient lernt, sich aktiv mit seinem aktuellen Zustand auseinanderzusetzen anstatt ihn zu verleugnen oder daran zu verzweifeln.
Anwendungsgebiete: Depressionen, Störungen der Sexualität.